Der arabische Buchdruck
Die Technik des Buchdrucks entwickelten sich in Europa und Asien unabhängig voneinander. Die Erfindung des modernen Buchdrucks mit beweglichen metallenen Lettern ab 1450 geht auf den Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg zurück. Das Buch wurde mit dieser Erfindung zum Massenprodukt.
Aber nicht in den arabischen Ländern. Die Gründe dafür sind nicht zu 100 % nachzuvollziehen. Andrè Demeerseman vertrat schon 1954 die Meinung, dass nur die handschriftliche Abschrift des Korans dem Kopisten Segen verheißt, sondern auch mit allen vorzeitlichen Abschreibern eine spirituelle Verbindung eingeht. Deshalb fand die Kunst des Buchdrucks keinen Eingang in die arabische Schriftkultur.
Wenn man die späte Einführung des Buchdrucks erklären will, spielt es eine Rolle in der arabische bzw., in der vorherrschenden osmanischen Kultur, ob an einer Verbreitung von Druckerzeugnissen ein gesellschaftliches Interesse gab, bzw. ob es überhaupt einen Markt für die Verbreitung von Büchern gab. Um 1800 konnten bereits die Hälfte der Briten und Deutschen lesen und schreiben, selbst in Portugal waren es 20% der Bevölkerung; im Osmanischen Reich weiterhin nicht einmal 5%.
Aufgrund religiöser Einwände verbot Sultan Bayezid II. 1483 das Drucken auf Arabisch im Osmanischen Reich bei Todesstrafe. Lediglich von der jüdischen (1515 Saloniki, 1554 Adrianopel, 1552 Belgrad, 1658 Smyrna) sowie der griechischen und armenischen Gemeinschaft wurde der Buchdruck in den jeweiligen Alphabeten betrieben. 1727 erteilte Sultan Ahmed III. seine Erlaubnis für die Errichtung der ersten Druckerpresse mit arabischen Lettern, die einige säkulare Werke auf Osmanisch herausgab (das Drucken religiöser Schriften blieb weiterhin untersagt).
Quelle des Textes: https://de.wikipedia.org/wiki/Ausbreitung_des_Buchdrucks#Naher_Osten
Erwähnenswert ist auch, dass die ersten gedruckten Bücher mit arabischen Lettern, von einem venezianischen Kaufmann (Alessandro Paganino) stammen, der gedruckte Koranexemplare um 1538 nach Istanbul brachte. Er wurde wegen dieses Imports zum Tode verurteilt; die Strafe wurde auf Abhacken der Hand, aufgrund der Intervention der Botschaft der Republik Venedig, abgemildert. Diese ersten gedruckten Koranexemplare galten als verloren, bis 1987 in der Abtei von Isola di San Michele (Venedig) ein Exemplar auftauchte. Als Koranexemplar wäre es komplett unbrauchbar, da es eine Unzahl an Fehlern enthielt. Näheres und eine Abbildung unter: https://www.historyofinformation.com/detail.php?id=350.
Ein weiterer Grund für den späten Start der arabischen Buchdruckkunst die der enorme Umfang der Anzahl der zu verwendeten Beklettern. Da die arabische Schrift teilweise 3 Ausprägungen hat, abhängig von der Position im Wort, etliche Sonderzeichen besitzt und dann noch diakritische Zeichen besitzt, ist die Anzahl der Bleiletter im Setzkasten – bis zu 900. Gemäß einer DIN-Norm umfasst der komplette Setzkasten der lateinischen Antiqua-Schrift 125 Fächer.
Einen Anschub des Buchdrucks vermochte Napoleon Bonaparte initiieren.
Durch die Erfindung der Lithografie durch Alois Senefelder aus München am 18.7.1798 bekam der arabische Buchdruck neuen Auftrieb. Durch dieses Flachdruckverfahren konnten auch die kalligrafischen arabischen Lettern der einzelnen Schrifttypen dargestellt werden. Egal ob in Kufi, Naskhi, Riqa, Ta’liq, Thuluth oder Divani geschrieben; jegliche Art von Ornamentik konnte jetzt dargestellt werden.
Und heute mit den modernen Methoden der Computertechnologie und Satzsysteme ist es kein Problem mehr auch die komplexesten arabischen Schriften darzustellen.
Trotz aller technischen Möglichkeiten der Herstellung von Büchern hinkt das arabische Buchwesen in Relation zu den 280 Millionen Menschen in dieser Region weit hinterher. 1996 wurden, lt. einem UN-Bericht erschienen weniger 1996 als 2000 belletristische Werke.
Artikel: Arabische Länder weit abgeschlagen
Literatur- und Linkhinweise:
Als Referenzwerk zum Thema arabischer Buchdruck ist das Buch: Das gedruckte Buch im Vorderen Orient anzusehen. Herausgegeben von Ulrich Marzolph, Verlag für Orientkunde, 2002 |
arabische bucjerscheinng
500 Jahre arabischer Buchdruck
Bibliotheksmagazin – Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München (3/2014)
Arabic printing – Printing Culture in the Arabic and Islamic context
https://www.encyclopedie-humanisme.com/?Arabic-printing
Encyclopedia of mediterranean himanism
Arabic Calligraphy and New Technologies for a Different Approach to Craft and Mass Production
International Journal of Innovation and Applied Studies
ISSN 2008.9324 Vol. 15 No. 4 May 2016, pp 952-961
Arabic Typography Anatomy and Classification in Relation to Arabic Calligraühy
Aman AlGhasra – Bachelor of Visual Design Degree – Bahrain Polytechnic, 01/2020
Medieval Arabic Tarsh: A Forgotten Chapter in the History of Printing
Journal of the American Oriental Society
Vol. 107, No. 3 (Jul. – Sep., 1987), pp. 427-438 (12 pages)
Published By: American Oriental Society